|
Beschreibung
Zwischen Waldenburg und Glauchau steht oberhalb des linken Ufers der Zwickauer Mulde ein auffälliges turmartiges Gebäude. Dieses wegen seiner roten Farbe des verwendeten Baumaterials "Roter Stock" genannte Bauwerk erinnert an das ehemalige Kloster Remse, das seit dem 12. Jahrhundert den Berg einnahm. Das Kloster war eine 1143 gegründete Niederlassung des Benediktinerklosters Bürgel bei Jena. Der deutsche König Konrad III. stattete das Kloster mit einhundert Königshufen Land rechts und links der Mulde und acht Dörfern aus. Als eine vom König betriebene Stiftung war das Kloster reichsunmittelbar und der König sein Schutzherr.
Dank der zunehmenden Kolonisation der Region konnte das Kloster seinen Wohlstand auch durch den stetigen Erwerb umliegender Dörfer erhöhen. Doch ab dem 15. Jahrhundert beanspruchten die Herren von Schönburg die Schutzherrschaft über das Kloster, was der Abt des Klosters Bürgel jedoch versuchte abzuwehren. Streitigkeiten zwischen den Schönburgern und dem Kloster insbesondere um Güter und deren Nutzung führten schließlich zu einem Kompromiss. So wurde den Schönburgern u.a. die Jagd am rechten Muldeufer zugebilligt. Wenngleich das Kloster im 15. Jahrhundert zu einer gewissen Blüte gelangte, war sein Niedergang dennoch mit der Reformation im ernestinischen Kurfürstentum Sachsen besiegelt. Kurfürst Johann Friedrich der Beständige löste auch dieses Kloster 1533 formell auf. Den Nonnen wurde freigestellt, im Kloster zu verbleiben oder es zu verlassen.
Zehn Jahre später verkaufte der Kurfürst den ehemaligen Klosterbesitz an die Herren von Schönburg, die damit die Lücke zwischen den Herrschaften Glauchau und Waldenburg schlossen. 1681 wurde Christian Ernst von Schönburg-Hinterglauchau mit der Herrschaft Remse abgefunden. Drei Generationen blieb Remse bei der Linie Hinterglauchau, dann ging das Gut an die Linie Forderglauchau. Doch schon 1793 erwarb der Dresdner Christian Friedrich Freiherr von Gregory das Anwesen, bei dem es vier Jahre verblieb. Christian Friedrich von Gregory war ein deutscher Kaufmann und Bankier sowie ein kurfürstlich sächsischer Hofkammerrat. Der zum Freundeskreis des Prinzen Maximilian von Sachsen gehörende Kaufmann hatte einige Grundstücke in Radebeul, u.a. auch das Schloss Wackerbarth, erworben. Bereits 1789 wurde Gregory in den Reichsadels- und Freiherrenstand erhoben. Fürst Otto Carl Friedrich von Schönburg kaufte Remse 1797 von diesem zurück. Bis zur Bodenreform 1945 gehörte das Rittergut Remse den Fürsten von Schönburg-Waldenburg.
Heute ist von der ehemaligen Klosteranlage nicht mehr viel zu sehen. Kirche und Kreuzgang sind verschwunden. Die einzigen erhaltenen Reste des Klostergebäudes birgt der "Rote Stock", der aus dem Westwerk der Klosterkirche hervorging. In der Mitte des 16. Jahrhunderts ließ der Besitzer den auf einem Grundrissmaß von ca. 18m x 7,50m errichtete Kirchturm zu einem Herrensitz in einfachen Renaissanceformen umbauen. Der "Rote Stock" diente der Herrschaft als Nebenresidenz. Hinzugefügte Fenster und Geschossdecken führten zu einem Wohngebäude mit einem schlichten Satteldach und Dachreiter. Über den zentral gelegenen Eingang erschließt eine seitlich angelegte Treppe die beiden Obergeschosse und den Spitzboden. Vom ersten Obergeschoss führt ein Durchgang zum Obergeschoss des in der Mitte des 19. Jahrhunderts hinzugefügten Anbaus, der den Bediensteten des Rittergutes als Wohngebäude diente.
Auch nach der Bodenreform blieb die landwirtschaftliche Nutzung des ehemaligen Rittergutes weiter bestehen, zunächst als Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, nach dem Ende der DDR als Agrargenossenschaft. Während der "Rote Stock" bereits 1993 äußerlich saniert wurde, stehen Restaurierungsmaßnahmen am Wohntrakt noch aus.
|
|
|
Bildergalerie |
|
|
Herrenhaus Remse |
|