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Beschreibung
Stolpen besteht nicht nur aus der Gräfin Cosel, doch die berühmteste Geliebte des Sachsenfürsten und Polenkönigs August den Starken zieht nach wie vor die Besucher magisch an. Durch Schönheit und Intelligenz fiel die Cosel auf, aber als sie anfing, sich in die Staatsgeschäfte einzumischen, ließ August sie in Stolpen festsetzen: Von 1716 bis 1765, 49 Jahre also, bis sie 84jährig auf der Burg verstarb und dort bis heute ruht. Im Kapellenraum befindet sich ihr Grab, das seit der Entdeckung 1881 eine Sandsteinplatte bedeckt.
Der Name Stolpen leitet sich ab vom sorbischen "Stolpno", was soviel wie "Säulenort" bedeutet. Vor etwa 25 Mio. Jahren kam es zum Ausbruch basaltischer Lava; die Lava erstarrte zu Säulen, die den Granit bis zu 9 m überragen. Der Stolpener Basaltberg zählt zu den bedeutsamsten vulkanischen Gesteinsvorkommen im sächsisch-böhmischen Raum. Besonders hier findet sich ein schöner schlanker Säulenbasalt. Auf dieser Basaltkuppe wurde zum Schutz der Salzstraße von Halle nach Böhmen die Burg gebaut.
Schon von weitem ist der Burgberg zu sehen, an dessen Nordhang die Stadt liegt. Die 1222 erstmals genannte, aus Feld- und Hausteinen errichtete Burganlage gehörte im Mittelalter als Grenzbefestigung den Bischöfen von Meißen.
1559 in kursächsischen Besitz gekommen, ließ Kurfürst August Johann Georg II. um 1675 die Burg zur Festung ausbauen. Der Ausbau zog sich über Jahrzehnte hin. 1764 gaben die Wettiner die Festung auf, doch Napoleon, der im Juni 1813 hier Einzug hielt, ließ die Anlagen erneuern und die Burg bei seinem Rückzug sprengen. Seit 1877 ist die Anlage öffentlich zugänglich.
Der mittelalterliche Charakter einer Burganlage ist in Stolpen auf besondere Art zu erleben. Die zum Teil nur als Ruine erhaltene Anlage besteht aus fünf Gebäudekomplexen, die durch Höfe miteinander verbunden sind.
Man betritt die Burg Stolpen durch das Torhaus und gelangt so in den I. Burghof, der mit der Errichtung der Festungswerke entstand. Oberhalb quert das 36 m lange Kornhaus den gesamten Burghof. Den nachfolgenden II. Burghof dominiert linker Hand der Johannisturm. Bischof Johann VI. von Saalhausen ließ um 1509 diesen Turm errichten. Ursprünglich nahm er eine wichtige Verteidigungsposition in der alten Burganlage ein. Ein nachträglich angesetzter Treppenturm gewährleistet den Zugang zu den Turmzimmern. Auch für die Gräfin Cosel diente er 20 Jahre als Wohnturm, was ihm im Volksmund den Namen "Coselturm" einbrachte.
Gegenüber dem Johannisturm befindet sich der Schösserturm, der den Verwaltungssitz des Amtsschössers beherbergte. Sein Name leitet sich vom Wort "Schoss", einer im Mittelalter gebräuchlichen Bezeichnung für Steuern, ab. Markantes Merkmal des Schösserturmes ist seine Welsche Haube.
Der Weg führt vorbei am Seigerturm, der sein heutiges Aussehen unter Kurfürst August im Jahre 1560 erhielt. Sein Name bezieht sich auf das Wort "seiger", eine alte Bezeichnung für Turmuhren. 1562 wurde im Dach mit ehemals vier Volutengiebeln eine Turmuhr eingebaut.
Um den III. Burghof, auch als Kanonenhof bezeichnet, führten zweistöckige Wehrgänge, was auf seine ehemalige Verteidigungsfunktion hindeutet. Gleichzeitig erfüllte er aber auch wirtschaftliche Funktionen, denn an seiner Nordseite standen Ställe, eine Schmiede und andere Wirtschaftsgebäude.
Beeindruckend ist auch der in den Basalt getriebene Brunnen. Ursprünglich stellte eine "Wasserkunst", bestehend aus mehreren tausend Baustämmen, die das Wasser zur Burg leiteten, die Wasserversorgung sicher. Um sich aber auch im Belagerungsfalle mit Wasser versorgen zu können, begann man Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem Abteufen des Brunnens. Über viele Jahre haben die Bergleute ununterbrochen an diesem Brunnen gebaut. Im Feuersetzverfahren mussten die Basaltformationen zuerst erhitzt und dann mit kaltem Wasser abgelöscht werden. Infolge der Temperaturunterschiede wurde der Fels so täglich um wenige Zentimeter abgetragen.
Den Abschluss des Burgplateaus bildet das ehemalige Hochschloss im ältesten Burgbereich. Es beherbergte einst die repräsentativen Wohn- und Arbeitsräume der meißnischen Bischöfe und sächsischen Kurfürsten. Ursprünglich hatte das Gebäude zwei Stockwerke, die jedoch im 18. Jahrhundert durch Sprengung, Einsturz und Abtragung verschwanden. Erhalten geblieben ist nur das Kellerlabyrinth.
Direkt in den Gebäudekomplex war auch der Siebenspitzenturm einbezogen. Seinen Namen erhielt der Turm wegen seiner ehemaligen Bauform. Aus einem heute noch sichtbaren viereckigen Grundriss führte der Turm nach oben in ein Sechseck, an dem sich je ein Türmchen befand. Die siebente Spitze bildete der Dachmittelturm.
Das Mittelalter wird gern mystisch und grausam dargestellt. Viele Vorstellungen von mittelalterlicher Folter und Kerkerhaft sind bis heute lebendig. Auf Stolpen finden sie sich bestätigt.
Die Burg Stolpen war an vielen kriegerischen Auseinandersetzungen Sachsens beteiligt. Hussiten belagerten die Burg ebenso wie kaiserliche Kroaten im Dreißigjährigen Krieg. Zur Festung erweitert und als Garnison genutzt, musste Stolpen den Schweden im Nordischen Krieg widerstehen. Preußen waren während der Schlesischen Kriege und im Siebenjährigen Krieg hier.
Am heutigen, teilweise ruinenartigen Charakter der Burg haben napoleonische Truppen einen entscheidenden Anteil. Doch was blieb, macht Stolpen zu einer der sehenswertesten Burganlagen Sachsens. Burghöfe, Festungswerke, das Kornhaus mit Hauptwache, der Marstall und die Folterkammer, Schösserturm, Johannisturm mit Gerichtssaal, Kerker und Hungerloch sowie die drei Turmzimmer der Gräfin Cosel, die Turmwache, die Kräuterküche und ein Kellerlabyrinth warten auf die Besucher. Und zur Freude aller Kinder spukt heute noch mit etwas Fantasie ein Schlossgeist durch die historischen Gemäuer.
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Bildergalerie |
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Burg Stolpen |
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Burg Stolpen |
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Johannisturm (Coselturm) |
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Johannisturm (Coselturm) |
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Kornhaus |
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