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Beschreibung
Wer vor rund 100 Jahren nach dem Ort Spreewiese suchte, wurde nicht fündig. Bis 1911 hieß der Ort - abgeleitet vom ursprünglichen sorbischen Ortsnamen "Lychan", was wohl am besten als "Lichtung" (auf der gesiedelt wurde) zu deuten ist - noch "Leichnam". Da der alte Ortsname zwar fälschlicherweise aber doch häufig mit "Leiche" in Verbindung gebracht wurde, beantragte der damalige Rittergutsbesitzer Franz Sachsse unter Hinweis auf den "hässlichen Namen" die Änderung in "Spreelinden". Schließlich gelang es durch die Fürsprache des damaligen Amtshauptmanns Dr. von Pflugk, "Leichnam" in "Spreewiese" umzutaufen. Dieser Name bürgerte sich schnell ein, waren doch die Dorfbewohner froh, nun in einem freundlichen Ort wohnen zu dürfen.
Schon früh war die Gegend um Spreewiese besiedelt. Das Dorf gehört zu den ältesten Besiedlungen in der heutigen Gemeinde Großdubrau. Bereits 1394 war der Ort erstmals als Lycham erwähnt. Seit dem 15. Jahrhundert ist im Ort ein Rittersitz verzeichnet, der die Grundherrschaft ausübte.
Das Schloss geht zurück auf eine mittelalterliche Wasserburg. Noch heute kann man sie an den dicken Mauern und Stützpfeilern erahnen. Doch wie bei vielen anderen Burgen auch, war die alte Bausubstanz nach Jahren nicht mehr zeitgemäß. So ließ Franz von Nostitz, der das Gut 1553 erworben hatte, auf fast quadratischem Grundriss ein neues Renaissanceschloss errichten. Die Fassade der Vierflügelanlage wird durch paarweise angeordnete Rechteckfenster mit weiten profilierten Sandsteingewänden und unterschiedlichen Ziermotiven (Rosetten) gegliedert. Man vermutet, das diese einen volkstümlichen Hintergrund haben.
Betreten wird das Gebäude durch ein repräsentatives Portal mit Schlussstein und einem farbigen Wappen mit Inschrift: "Friedrich Caspar Graff von Gersdorff. 1729". Der Graf aus altem Adel hatte das Rittergut ein Jahr zuvor von der Familie von Nostitz erworben und ließ das Schloss umbauen. Beim Umbau erhielt das Gebäude ein Walmdach mit Fledermausgauben. Die ehemals mit Renaissancegiebel geschmückte Dachlandschaft verschwand. Auf den Zwickeln des Türbogens steht noch die Jahreszahl 1557.
Friedrich Caspar von Gersdorff war einer der bedeutendsten Herren, die Spreewiese hatte. Er war Hof- und Justizrat in Dresden und bekleidete ab 1731 auch das Amt des Amtshauptmanns zu Bautzen. Bereits während seiner Studienzeit lernte er den Grafen Zinzendorf kennen, den Stifter der Herrnhuter Brüdergemeinde. Auch Graf Gersdorff war angetan von den Ideen der Herrnhuter Brüder. Große Verdienste erwarb er sich durch die Errichtung einer Schulanstalt in Klix. In ihr sollen sorbisch sprechende Lehrer und Priesteramtskandidaten herangebildet werden. Die Lehranstalt war die erste dieser Art in der Oberlausitz. Sie wurde 1743 nach Uhyst verlegt.
Mit dem Tod des Grafen von Gersdorff wechselten häufig die Besitzer. Ab 1910 gehörte das Rittergut dem Ökonomen Franz Sachsse. Die Familie wurde 1945 enteignet. In der Folgezeit diente das Schloss als Mehrfamilienhaus. 1997 verkaufte die Gemeinde das ehemals herrschaftliche Anwesen an den Architekten Paul Wehrle-Nielsen. Der neue Eigentümer hat das Gebäude in den letzten Jahr umfassend saniert und in seinen Wohnsitz umgewandelt. Darüber hinaus können sich Heiratswillige in dem Gemäuer trauen lassen. Ein kleiner Lichthof, der mit Glas überdacht und von weißen Arkaden umgeben ist, bietet das entsprechende Umfeld.
Das Schloss steht auf einem Wiesengrundstück an das sich südlich eine naturbelassene Parkanlage mit mehreren Teiche anschließt. Reste einer Lindenallee sind noch zu erkennen. Die weiter nördlich gelegenen Wirtschaftsgebäude des 18. Jahrhunderts sind ungenutzt.
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Bildergalerie |
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Schloss Spreewiese |
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Schloss Spreewiese |
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Wappen über dem Portal |
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Innenhof |
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