Historisches Sachsen
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Lauterbach (Ebersbach)   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Meißen

Beschreibung
Schloss Lauterbach, zwischen Radeburg und Großenhain gelegen, wäre beinahe das zerstörerische Schicksal zahlreicher anderer Schlossanlagen wiederfahren. Das Schloss, das nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit als Schule genutzt wurde, stand über viele Jahre leer. Doch die Dorfbewohner konnten und wollten dem schleichenden Verfall ihres Schlosses nicht länger tatenlos zusehen und gründeten 2006 den "Förderverein Schloss und Park Lauterbach e.V." Seit dieser Zeit hat sich viel bewegt. Mit großem Elan packten die Vereinsmitglieder an und konnten auch Dank bereit gestellter Fördermittel erste Erfolge verzeichnen. Das Dach des Schlosses ist erneuert, die Fassade saniert und inzwischen wird fleißig am Ausbau der Innenräume gearbeitet.
Dabei bietet Schloss Lauterbach alles, was ein sehenswertes Schloss ausmacht: Einen weitläufigen Schlosspark, einen kleinen Schlossteich in dem sich das Schlossgebäude widerspiegelt, einen Gutshof. Im Zentrum der Anlage steht das Schloss zu dessen südlicher Seite sich der englische Park mit dem Schlossteich ausbreitet. An der Gartenseite konnten die Bewohner über eine Freitreppe in den Park hinaustreten. Mit der Eingangsseite ist das Schloss auf das Rittergut ausgerichtet.
Schloss Lauterbach entstand um das Jahr 1700 für die Familie von Kirchbach als schlichter, zweigeschossiger Bau. Über dem steil geneigten Mansarden-Walmdach thronte ein schlanker Dachreiter. 1735 erwarb Leopold Freiherr von Palm das Rittergut Lauterbach. Es sollte fast 200 Jahre im Besitz dieser Familie bleiben. Die Familie von Palm bekleidete am Hof von Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz I. in Wien wichtige Funktionen. So konnte der neue Schlossherr seinen Familiensitz auch mit wertvollem Interieur ausgestalten. Im Saal des Schlosses hingen u.a. zwei lebensgroß Gemälde der Kaiserin und des Kaisers. Dazu gesellten sich dekorative Landschaftsbilder mit Rokokorahmen.
Dem allgemeinen Trend der damaligen Zeit folgend entstand 1770 der Schlosspark im Stil des ausgehenden Barocks. Aus dieser Zeit stammte auch das heute nicht mehr vorhandene Gartenhaus, das sich am südwestlichen Ende des Parks befand. Spätere Schlossherren ließen den Barockgarten dann am Ende des 19. Jahrhunderts im Stil eines englischen Landschaftsgartens umgestalten. Der Schlosspark ergänzte das bis dahin weitgehend auf den Gutshof bezogene Anwesen zu einem harmonischen Ensemble.
1895 wurde das Schloss umfassend umgestaltet. Die gravierendste Änderung war das Aufsetzen eines zweiten Obergeschosses. Um den Dachreiter zu erhalten, musste ein flacher geneigtes Dach geschaffen werden, was zu einem starken Wandel des Schlosscharakters führte. Auch im Innern wurden Veränderungen vorgenommen. Im Erdgeschoss setzten Bauarbeiter zwei neuen Wänden an der Ostseite ein und verschlossen eine Türöffnung. Das Treppenhaus im Obergeschoss gestalteten sie so, dass ein Begehen des neu errichteten Geschosses möglich war. Cornelius Gurlitt schrieb 1914 über das Schloss: "Die Architektur war ganz schlicht, nur je das mittlere Fenster ist durch einen Korbbogen betont; ebenso die schlichten Tore, von denen das hofseitige schöne Messingbeschläge aus der Zeit um 1770 hat...Durch Aufbau eines zweiten Obergeschosses mit flachem Dach wurde im Jahre 1865 das Äußere in wenig glücklicher Weise verändert. Der hübsche abgeschrägte Dachreiter blieb dabei unverändert. Er ist mit Blech beschlagen und hat Rundbogenfenster, über denen das Gesims im Segmentsbogen verkröpft ist. Die Spitze ist geschweift.
Die innere Raumeinteilung blieb im wesentlichen die alte. An eine bescheidene Flur legt sich die dreiläufige Treppe. Der dahinter liegende stattliche Saal ist bemerkenswert wegen seiner Ausstattung. Die Decke zeigt schlichte Stuckdekoration, in der Mitte der Schmalseite finden sich Sandsteinkamine, deren oberer Aufsatz jetzt durch Bilder versetzt ist. Beides aus der Zeit um 1720."
Nachdem Herbert von Palm 1929 das Rittergut an den Rechtsanwalt Dr. Walther Wilhelm verkaufte, baute dieser das Haus nach seinen Bedürfnissen ein weiteres Mal um. U.a. ließ Dr. Wilhelm eine Dampfheizung und eine Warmwasserbereitungsanlage installieren. So präsentiert sich Schloss Lauterbach heute als eine idyllisch gelegene, dreigeschossige, rechteckige Anlage. Die Mittelachse des Schlosses ist beidseitig besonders hervorgehoben und wird im Dachbereich durch kleine Bogengiebel mit Ziervasen betont. An der Gartenseite unterstreicht ein Balkon im ersten Obergeschoss den herrschaftlichen Charakter des Gebäudes.
Dr. Wilhelm wurde nach dem Zweiten Weltkrieg entschädigungslos enteignet; das Schloss ging in Volkseigentum über. Zunächst als Quartier der Roten Armee genutzt, dienten es später als Wohnheim und Schule. Weil die Schule einen Raum für die Schulspeisung benötigte, blieb der Saal im Erdgeschoss im Wesentlichen erhalten. Größere Veränderungen fanden jedoch in den Obergeschossen statt, um eine schulische Nutzung zu ermöglichen. Doch mit dem Neubau der "Karl-Marx-Oberschule" in Lauterbach ging die Nutzung des Schlossgebäudes immer stärker zurück. Schließlich stand das Gebäude jahrelang leer. Erst mit der Gründung des Schlossvereins regt sich wieder neues Leben. Viele Einwohner des Ortes erinnern sich noch an ihre Schulzeit und möchten dem Gebäude eine neue Chance geben. Zwischenzeitlich ist viel erreicht. Das Schloss Lauterbach könnte mit dem Ausbau zu einem Veranstaltungszentrum gerettet sein.
 
Bildergalerie
Schloss Lauterbach
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