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Beschreibung
Kössern, ein Ortsteil der Großen Kreisstadt Grimma im Landkreis Leipzig, befindet sich südöstlich von Grimma zwischen dem Ufer der Mulde und dem Thümmlitzwald. Schon zwischen 800 und 900 sollen sich Slawen an einer Muldeschleife niedergelassen und mit einer ersten Burganlage den Grundstein für das heutige Kössern gelegt haben.
Rittergut
Erstmal urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahre 1300 als "usque ad obstaculum, quod dicitur Kozzerwer" im Zusammenhang mit der Übereignung von Fischereirechten in der Mulde an das Kloster Marienthron in Nimbschen. Zu dieser Zeit unterstand der Ort als Reichslehen dem Amt Colditz. Mit der Übernahme der Herrschaft Colditz durch die Wettiner begann auch die Integration in die Verwaltung der einflussreichen Adelsfamilie.
Die Entstehung eines Herrensitzes im frühen Mittelalter war eng mit der Familie von Kozzer verbunden. 1348 wurde der Herrensitz erstmals als Besitz des Apez von Kozzer urkundlich erwähnt. Seine Festigung als mittelalterlicher Herrensitz erfolgte im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen Adelsfamilien. So übernahm Nikol von Techwitz 1541 das Anwesen, doch bald darauf ging das Rittergut u.a. an die Familie von Haugwitz. Seine Blütezeit erlebte das Rittergut jedoch unter der Familie von Erdmannsdorff. Nachdem der Oberhofjägermeister und Ältestenminister am Hofe von August dem Starken, Wolff Dietrich von Erdmannsdorff, 1693 mit dem Gut belehnt wurde, begann eine Phase des starken Ausbaus, die nicht nur das Rittergut, sondern auch den Charakter des Dorfes Kössern nachhaltig veränderte. Bereits 1695 ließ Wolff Dietrich von Erdmannsdorff das aus dem 16. Jahrhundert stammende Herrenhaus neu aufbauen, was den Beginn der umfassenden Modernisierung des gesamten Anwesens markierte. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts folgten zahlreiche Wohnhäuser, das "Kavalierhaus", die "herrschaftliche Schenke" und auch das Jagdhaus.
1772 erwarb der Chemnitzer Kaufmann Christian Friedrich Abendroth das Rittergut von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Christian Friedrich Abendroth wurde 1793 von Kaiser Franz II. in den Adelsstand erhoben. Die Familie von Abendroth prägte das Anwesen über mehrere Generationen hinweg, indem sie den Landbesitz kontinuierlich erweiterte. So ließ Christian Friedrich Abendroth u.a. neue Wirtschaftsgebäude errichten, wie aus der Jahreszahl 1808 über dem Eingang eines Nebengebäudes hervorgeht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Ferdinand von Abendroth als letzter Rittergutsbesitzer im Rahmen der Bodenreform enteignet und seine Familie auf die Insel Rügen deportiert. Im Herrenhaus richtete man Wohnungen ein und brach den Dachreiter sowie einen Seitenflügel, den Altan und die Freitreppe an der Gartenseite des Herrenhauses ab. Von seinem herrschaftlichen Charakter beraubt und in den Folgejahren vernachlässigt, nahmen die Schäden an den Gebäuden immer mehr zu. Erst der Erwerb des Areals durch die Rittergut Kössern eGbR im Jahr 2012 führte zu umfangreichen Sanierungen.
Das inzwischen wiederhergestellte Ensemble des Ritterguts Kössern besteht aus dem Herrenhaus, dem Gesindehaus, dem ehemaligen Kuhstall sowie den umfangreichen Gartenanlagen mit Terrassengarten, Innenhof und Brunnengarten. Zentrales Bauwerk der Anlage ist jedoch das Herrenhaus auf einer zwölf Meter hohen Porphyrkuppe über der Muldeaue. Die ursprüngliche Architektur des aus zwei rechtwinklig angeordneten Flügeln bestehenden Herrenhauses folgte dem Barockstil, wurde jedoch zum Ende des 19. Jahrhunderts im Stil der Neorenaissance umgestaltet.
Bei Betreten des Areals durch das große Hoftor fällt der Blick über den Innenhof sofort auf den üppig verzierten Nordgiebel des Herrenhauses. Zwei Wappen betonen dort die Bedeutung der Familien von Erdmannsdorff und von Abendroth in der Geschichte des Ritterguts. Oberhalb der letzten Fensterreihe weist ein farbiges Wappen auf Wolf Dietrich von Erdmannsdorff hin, der das Anwesen im 17. Jahrhundert besaß. Das zweite Wappen oberhalb der ersten Fensterreihe ist aus Porphyr gefertigt. Die Initialen "A.v.A." (Alfred von Abendroth) sowie die Jahreszahl "1894" deuten darauf hin, dass dieses Wappen im Zuge der Neorenaissance-Sanierung der Gebäudegiebel im Jahr 1894 angebracht wurde. Ein drittes farbiges Wappen über dem ehemaligen Garteneingang des Herrenhauses mit den Initialen "WDVE CSOH IM" (Wolf Dietrich von Erdmannsdorff, Churfürstlich-Sächsischer Oberhof-Jägermeister) verweist auf das Jahr 1695, in dem umfangreiche Bauarbeiten am Rittergut stattfanden.
Heute ist das Rittergut in Teilen wieder der Öffentlichkeit zugänglich und wird unter anderem als Eventzentrum genutzt. Im umgebauten Kuhstall befinden sich zwei Veranstaltungsräume sowie ein Seminarraum. Der Hofladen mit angeschlossenem Café ist am Wochenende geöffnet und versorgt die Bevölkerung mit ausgewählten Produkten der Muldetalregion und dem Freistaat Sachsen.
Bemerkenswert sind aber auch die Gartenanlagen des Ritterguts. Zunächst dient der Innenhof des Ritterguts als Bindeglied zwischen den verschiedenen Teilen und bildet mit seinem Café und den Sitzgelegenheiten einen einladenden Ruheraum für Besucher. Von der Rückseite des Herrenhauses bis hinunter zur Muldeaue bietet der Terrassengarten von seiner erhöhten Position eine beeindruckende Aussicht auf die Muldelandschaft. Sein Zugang auf die erste Terrassenebene erfolgt vorbei an zwei Sandstein-Trompetern, die möglicherweise aus der Werkstatt des bedeutenden Bildhauers Balthasar Permoser stammen könnten. Die Terrassen sind durch Bruchsteinmauern gegliedert und waren einst Obst- und Nutzgärten. Das Schmuckstück der Gartenanlagen ist jedoch der nach historischen Plänen und Luftaufnahmen von 1930 rekonstruierte Brunnengarten mit seinen kunstvollen Blumenbeeten, ornamentalen Gestaltungselementen und dem 300 Jahre alten Brunnen. Seine symmetrische Anordnung und die geometrischen Formen der Beete und Wege sind typische Merkmale der barocken Gartenkunst, welche den repräsentativen Charakter des Ritterguts prägen. Besonderen Charme entfaltet der Brunnengarten im Abendlicht mit dem Herrenhaus im Hintergrund.
Jagdhaus
Manchmal möchte man in unserer heutigen Zeit meinen, 300 Jahre sind für ein Bauwerk überschaubar und geschichtliche Quellen ausreichend vorhanden. In Kössern ist das anders. Wenngleich das Jagdhaus in Kössern auch nur 300 Jahre alt ist, fehlen doch gesicherte Erkenntnisse über seinen Bau.
Nur über die Eigentümer gibt es weitestgehend Klarheit. Das Jagdhaus geht zurück auf den "Erb-, Lehn- und Gerichtsherr" von Kössern, Oberhofjägermeister und Ältestenminister am Hofe Augusts des Starken, Wolf Dietrich von Erdmannsdorff. Er ließ zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Kössern zahlreiche Wohnhäuser, das "Kavalierhaus", die "herrschaftliche Schenke" und auch das Jagdhaus errichten. Wolf Dietrich von Erdmannsdorff wohnte im Herrenhaus auf dem Rittergut. Das Jagdhaus nutzte er, um Gäste zu empfangen und stilvoll zu tafeln. Jagdgesellschaften waren zur Zeit Augusts des Starken sehr beliebt, dienten sie doch dem standesgemäßen Zeitvertreib, dem geselligen Beisammensein und der Repräsentation. Da wollte auch der Ältestenminister am kurfürstlichen Hof nicht abseits stehen. Sein Jagdhaus war baulicher Rahmen für die herrschaftlichen Jagdgesellschaften und Unterkunft für die Gäste vom Hofe.
Fehlende Unterlagen für den Bau lassen jedoch die Vermutung offen, ob es hier wohl an einer offiziellen Genehmigung mangelte. Auch die Herkunft des Baumaterials ist zweifelhaft. Darüber hinaus gibt es über den Baumeister des Jagdhauses keine Überlieferungen. Aus der Gestaltung des Bauwerkes lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit aber Matthäus Daniel Pöppelmann als Architekt annehmen.
Über einem rechteckigen Grundriss erhebt sich ein zweigeschossiges Gebäude mit Mansarddach. Ein zartes Putzrelief und eine illusionistische Bemalung gliedern die Fassade mit den elf Fensterachsen. Fensterverdachungen mit Kartuschen betonen die fünf mittleren sowie die beiden äußeren Achsen.
Der Zutritt zum Jagdhaus erfolgt nahezu ebenerdig in einen Vorraum, den vier Säulen und ein Wappenstein schmücken. Die Eingangshalle war ursprünglich für die Durchfahrt von Wagen gedacht. Rechter Hand erschließt eine Treppe das Obergeschoss. Deckengemälde und reiche Stuckverzierungen belebten die oberen Räume. Das Schmuckstück ist jedoch der Festsaal, der die gesamte Gebäudetiefe einnimmt. An seinen Schmalseiten stehen Kamine mit reich verzierten Aufsätzen.
1772 erwarb der Chemnitzer Kaufmann Christian Friedrich Abendroth das Rittergut von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Die Familie blieb bis 1945 im Besitz von Kössern. Dann wurde der letzte Rittergutsbesitzer Ferdinand von Abendroth mit seiner Familie verhaftet und auf die Insel Rügen deportiert. Das Jagdhaus - zwischenzeitlich in einem schlechten Zustand - sollte 1950 abgerissen werden, doch der engagierte Einsatz des Bürgermeisters Werner Kötz und des Architekten Manfred Berger verhinderten das Vorhaben. So gelang es, das Jagdhaus 1970 zu restaurieren und einer öffentlichen Nutzung zuzuführen.
Leider führten die Bauarbeiten in den vergangenen Jahren zu zahlreichen Veränderungen. Man zog Schornsteine in den Räumen ein, errichtete zusätzliche Mauern zur Unterteilung und installierte eine Heizungsanlage. Dadurch veränderte sich nicht nur die Raumaufteilung, sondern es kam auch zur teilweisen Zerstörung der Deckengestaltung.
Dennoch ist das Jagdhaus ein Kleinod der barocken Baukunst. Es sah viele glanzvolle Feste. Die reich bemalte Fassade und der Festsaal mit Kaminen und zahlreichen Deckengemälden bildeten den festlichen Rahmen und zeugen vom Prunk der vergangenen Zeit.
Auch heute noch hat die Kultur ihren festen Platz in dem Gebäude. Regelmäßige Konzerte laden Gäste zu einem Besuch ein. Der Festsaal mit seinem Blüthner-Flügel bietet dazu ein stilvolles Ambiente. Neben namhaften Künstlern werden durch den Förderverein auch junge Talente unterstützt, die hier stets auf ein sachverständiges und begeisterungsfähiges Publikum treffen.
Dem Jagdhaus vorgelagert war zur Zeit seiner Entstehung ein großer Barockgarten, der heute leider völlig zerstört ist. Über sein Aussehen sind keine Überlieferungen vorhanden. Nur die heutige Streuobstwiese zeugt noch von seiner Lage.
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Bildergalerie |
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Herrenhaus Kössern |
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Jagdhaus Kössern |
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Festsaal |
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Deckengemälde im Festsaal |
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