Historisches Sachsen
Das Portal für die Schlösser, Burgen und historischen Ruinen im Freistaat Sachsen
Neumark   
 
Allgemeines
 
Information

Vogtlandkreis

Beschreibung
Neumark entstand im frühen 13. Jahrhundert mit einer Burg und Marktsiedlung. Eine erste urkundliche Erwähnung als "novum forum" datiert aus dem Jahre 1225. Im 14. Jahrhundert gehörte Neumark zu den landesherrlichen Festen des Heinrich II. Reuß von Plauen, der durch politische und militärische Aktivitäten versuchte, seinen Herrschaftsbereich im nördlichen Vogtland zu erweitern. Im Vogtländischen Krieg war die Burg Ziel böhmischer Truppen, die 1354 die Wehranlage zerstörten. Die Verfügung Karls IV., dass die zerstörten Raubhäuser nicht wieder aufgebaut werden dürfen, scheint in Neumark eingehalten worden zu sein, denn als nach dem Aussterben der Ronneburger Linie der Reußen das Gebiet an die Wettiner fiel, wurde eine Befestigung nicht erwähnt. Wo genau die ehemalige Burg stand, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Wahrscheinlich lag die Wehranlage direkt unter dem späteren Schloss, sicher aber im Bereich des Rittergutes.
Neumark lebte neu auf, als der Zwickauer Bürger Martin Römer 1478 den Herrensitz erwarb. Römer war durch den Silberbergbau in Schneeberg zu Reichtum gekommen und investierte sein Geld in Grundbesitz. Darüber wurde er zum kurfürstlich-sächsischen Hauptmann zu Zwickau und Berghauptmann von Schneeberg ernannt und genoss als Zehntner einen nicht unbedeutenden Einfluss. Für ihre Verdienste erhielten Martin Römer und sein Bruder Nicol Römer 1470 durch Friedrich III. einen kaiserlicher Wappenbrief. Wappenbriefe sind eine zum Zeichen der Anerkennung an einzelne Personen oder Familien von einem Landesherren ausgestellte Urkunde. Sie sind nicht gleichbedeutend mit einer Erhebung in den Adelsstand, jedoch verliehen sie dem Besitzer mitunter durch ihren Inhalt alle damaligen Ehren- und Vorzugsrechte des Adels. Wenngleich keine förmliche Erhebung in den Adelsstand erfolgt war, nannten sich die Nachfahren "von Römer" und man rechnete sie dem niederen Adel in der Mark Meißen zu.
Auf Martin Römer gehen auch die Schlossgebäude zurück, die um 1478/79 in spätgotischen Formen errichtet wurden. In welchem Umfang die Anlage zu dieser Zeit entstand, ist nicht gesichert. Es ist jedoch möglich, dass sie bereits als Vierflügelanlage ausgebildet war. Nach seinem kinderlosen Tod fiel Neumark der mitbelehnten Familie von Wolframsdorf zu. Wolf von Wolframsdorf wiederum tauschte das Lehen mit seinem Schwager Moritz Haubold von Schönberg. Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg setzten dem Schloss arg zu. Schließlich erwarb 1636 Jobst Christoph von Römer d. Ä. das Rittergut, das fortan bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg in der Hand der Familie bleiben sollte. Der kursächsische Oberforst- und Wildmeister im Erzgebirge sowie Oberaufseher der Saale-, Elster- und Weißeritzflößerei baute das verwüstete Schloss neu auf und erweiterte es. Unter seiner Herrschaft erhielt die schlichte Vierflügelanlage frühbarocke Architekturelemente, wie die Rustikaeinfassungen der Portale. Georg Christoph von Römer ließ um 1690 von Johannes Haupt wertvolle Schnitzereien anfertigen, die das Esszimmer schmückten. Schmuckfriese und Supraporten waren als Ranken, Fruchtgehänge und Girlanden gestaltet. Ein Wandfeld mit dem Wappen der Familie von Römer verwies auf den Hausherrn.
Der letzte große Umbau des Schlosses geht auf Julius Ferdinand Friedrich von Römer zurück, der mit seiner Ehefrau Thusnelda Louise Sophie Wilhelmine Hermine von Römer, geborene von Feilitzsch, in das Schloss einzog. Julius von Römer führte als Vertrauensmann der Familiengemeinschaft über fünfzig Jahre die Verwaltung des umfangreichen Grundbesitzes. Um 1872 ließ er das Schloss innen und außen umfangreich erneuern. Die Hoffronten erhielten aufwändige Bogengliederungen in Neorenaissanceformen, vor den Westflügel setzte man einen Arkadengang und man baute einen Treppenturm ein. Die Räume erhielten neue Öfen anstelle der alten Kamine, größere Fenster und Türen sowie neue Dielen.
Die Familie von Römer bewohnte das Schloss Neumark bis zu ihrer Enteignung im Oktober 1945. Mit der Bodenreform richtete der Landkreis ein Volksgut ein, das auch die landwirtschaftlichen Nutzflächen und den gesamten Tierbestand beinhaltete. Im Schloss brachte man zunächst Flüchtlinge unter, eröffnete aber 1948 ein Tuberkuloseheim und 1952 ein Heim für geistig behinderte Kinder. Im Zuge des erforderlichen Umbaus ging nicht nur die historische Ausstattung verloren, sondern es wurden auch das äußere Fassadenbild entstellt und die innere Raumaufteilung verändert. So präsentiert sich uns heute eine schlichte Vierflügelanlage mit schmuckloser, grauer Putzfassade und einfachen Dächern. Den Südflügel betont ein deutlich hervortretenden Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel. Die Wappen der Familie von Römer, die einst das Bauwerk verzierten, sind beseitigt worden. Seit dem Auszug des Kinderheimes im Jahr 2004 ist das Schloss ungenutzt.
Doch für das Ensemble scheint es noch Hoffnung zu geben. Benno von Römer, der Enkel des letzten Miteigentümers Friedrich von Römer, hat seit 1993 landwirtschaftliche Flächen, den Gutshof und das Schloss seiner Vorfahren zurückerworben und betreibt um Neumark Land- und Forstwirtschaft. Das ehemalige Familienschloss soll dabei langfristig saniert werden. Erste Sicherungsarbeiten sind bereits abgeschlossen, doch es wird wohl noch viele Geld investiert werden müssen, um die Vierflügelanlage wieder mit Leben zu füllen.
 
Bildergalerie
Schloss Neumark
Innenhof
Im Schloss
www.historisches-sachsen.net