Historisches Sachsen
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Seifersdorf   
 
Allgemeines
 
Information

Landkreis Bautzen

Beschreibung
17 km nordöstlich von Dresden steht eines jener Schlösser, die dem bekannten Premierminister und Reichsgrafen Heinrich von Brühl gehörten. Aber auch dieser einflussreiche Mann konnte nicht verhindern, dass das Gebäude zeitweise leer stand.
Das von Gräben umgebene Wasserschloss in Seifersdorf wurde 1530-35 durch Christoph von Haugwitz - dessen Familie bereits um 1460 in Seifersdorf ansässig war - anstelle einer alten hölzernen Turmhügelburg aus dem 12. Jahrhundert errichtet. Auf Grund von Schulden verloren die Herren von Haugwitz jedoch Ihren Grundbesitz und im Jahre 1585 kaufte Dietrich von Grünrod das Gut, dessen Familie es bis 1747 besaß. In dieser Zeit fanden mehrfach Erneuerungs- und Ausbauarbeiten an dem stattlichen Gebäude statt.
Nach dem Aussterben der Familie von Grünrod ging das Gut an den sächsischen Kurfürsten über, der es seinem Premierminister Reichsgraf Heinrich von Brühl überließ. Brühl kam jedoch nie nach Seifersdorf, hatte er doch in der nahen Residenzstadt Dresden bessere Wohnverhältnisse als auf dem Land. Sein Gut ließ er durch Gottfried Schneider verwalten.
Mit dem Tod des Reichsgrafen 1763 stand dem Schloss ein trauriges Schicksal bevor. Verwahrlost und verschuldet diente es als Lager und Wohnung für Bedienstete. Der Sohn des kursächsische Premierministers, Graf Hans Moritz von Brühl, der das Anwesen schließlich übernahm, und dessen Gemahlin Christina bewohnten ab 1775 das wenig repräsentative Pächterhaus im Rittergut Seifersdorf.
1816 ging die Grundherrschaft auf den Sohn Karl von Brühl über. Karl von Brühl konnte schließlich die misslichen Wohnverhältnisse verbessern und ließ 1818 das aus der Renaissance stammende unbewohnbare Wasserschloss nach Plänen vom Baumeister Karl Friedrich Schinkel im neugotischen Stil mit spitzbogigen Fenstern und dem auffallenden Zinnenkranz umbauen. Erst jetzt konnte die gräfliche Familie in das Schloss umziehen.
Bis 1945 war das Schloss im Familienbesitz derer von Brühl. Nach 1945 wurde Gräfin Agnes von Brühl-Renard aus Seifersdorf vertrieben und das Schloss als Erholungsheim der KPD, später als Kindergarten und von der Gemeindeschwester genutzt. Heute beherbergt es die Gemeindeverwaltung des Ortes. Der Schlosssaal dient als Rahmen für Konzerte und andere Veranstaltungen.
Rings um das Schloss breitet sich der 4 Hektar große rechteckige Park aus. Ursprünglich nach englischem Muster angelegt, besitzt er zahlreiche Plastiken. Auf einem beschilderten Lehrpfad können die Besucher alte Baumbestände erkunden.

Landschaftsgarten Seifersdorfer Tal


Nur wenige Kilometer vom Schloss entfernt befindet sich der nahegelegene Naturpark Seifersdorfer Tal, einer der berühmtesten und ersten Landschaftsgärten Deutschlands. Das Seifersdorfer Tal ist eine Reise in das 18. Jahrhundert. Es gehört zu den wenigen, recht gut erhaltenen Anlagen aus der kurzen Epoche der "Empfindsamkeit". Zahlreiche berühmte Gäste kamen nach Seifersdorf, um einen der schönsten Landschaftsgärten Deutschlands zu erleben. Die Liste der Namen ist lang: Caspar David Friedrich, Theodor Körner, Herder …
Zur besonderen Popularität der Anlage trugen auch die Schöpfer Hans Moritz Graf von Brühl, Sohn des Premierministers Heinrich von Brühl, und dessen Ehefrau Johanna Margarete Christina Schleyerweber - genannt Tina - bei. Christina von Brühl begeisterte sich für Musik und Natur, fand an den Schönheiten der Landschaft Gefallen und im Seifersdorfer Tal einen Ort, ihre Empfindungen ausdrücken zu können. So widmeten sich ab 1781 die Brühls mit großem Engagement der Ausgestaltung des Tales, das etwa zwei Kilometer von ihrem Wasserschloss in Seifersdorf entfernt lag.
Den Kern der Anlage bilden heute noch gut erhaltene Gartenszenen, deren Themen weit gefächert sind. Zu ihnen gehören Brücken, Gedenksteine, Grotten, Büsten, Tempel, Kapellen, Urnen und Bäume ebenso, wie die Darstellung philosophischer Gedanken von Herder, Musik von Naumann und zeitgenössische Literatur von Klopstock. Stets waren die Brühls bemüht, Künstler um sich zu scharen und zu fördern. So entwickelte sich Seifersdorf durch die Gestaltung des Tales entlang des Flusslaufes der Großen Röder zu einem regen kulturellen Zentrum.
Nach dem Tod Christinas von Brühl setzte der Sohn Karl von Brühl, der u.a. Generalintendant der Berliner Schauspiele war, die Tradition fort und errichtete einige familiäre Denkmale.
Seit der Schaffung des Landschaftsgartens ist das Seifersdorfer Tal ein beliebtes Ausflugsziel für in- und ausländische Besucher aus nah und fern. Trotzdem verfielen die Anlagen ab Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr. Erst der Seifersdorfer Pfarrer und Schriftsteller Karl Josef Friedrich bemühte sich um deren Erhaltung. Seit 1981 werden die Anlagen ehrenamtlich durch den Verein Seifersdorfer Thal e.V. betreut, der umfangreiche Restaurierungs- und Pflegearbeiten durchgeführt hat und das Seifersdorfer Tal wieder zu einer Sehenswürdigkeit der Region machte. Neben den gartenpflegerischen Arbeiten gehören auch Talführungen und Konzerte sowie die Organisation von Vorträgen und Lesungen zum Programm des Vereins.
Von den 40 Gartenszenen, die Tina von Brühl gestaltete, sind die meisten erhalten geblieben oder wurden wieder hergestellt. So sind mit den Denkmälern des Ministers Graf von Brühl, den freundlichen Pflegern dieses Thales, des jungen Grafen, dem Sänger des Thales und dem Herder-Denkmal sowohl enge Familienmitglieder, als auch Freunde bedacht, die sich um das Tal verdient gemacht haben.
Mit dem Denkmal des Vaters der Gräfin, das Tina von Brühl um 1795 aufstellen ließ, ehrt sie ihren Vater Paul Ernst Schleyerweber. Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, symbolisiert dabei die Ewigkeit. Die gusseiserne Figur im Szenenbild "Tempel des Amor" stand ursprünglich in einem hölzernen Tempel, den Ende des 19. Jahrhunderts ein Feuer zerstörte. In den Händen hält Amor zwei Sanduhren, aus denen die Zeit verrinnt.
Im Zentrum ist die Fest- und Tanzwiese der größte zusammenhängende Wiesenraum des Landschaftsgartens. Auf ihm errichtete Tina von Brühl zum 35. Geburtstag ihres Gatten Hans Moritz 1781 die erste Baulichkeit - den "Tempel der ländlichen Freuden". Die Festwiese diente der gräflichen Familie als Rahmen für ländliche Feste, Konzerte und Theateraufführungen. Von der erhöht stehenden Sonnenuntergangsbank blickt man auf den romantischen Talgrund.
 
Bildergalerie
Wasserschloss Seifersdorf
Ausstellung im Schloss
Landschaftsgarten Seifersdorfer Tal
Tempel des Amor
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